Stichwort:

Wimpernwachstum

Warum werden Wimpernwuchsmittel eingesetzt?

Wimpern dienen dem Schutz des Auges und der zwischenmenschlichen Kommunikation. Am Oberlid sind etwa 100 Wimpern in 2er und 3er Reihen angeordnet. In der Wachstumsphase wachsen Wimpern über 5-8 Wochen etwa 0,15 mm am Tag. Ein voller Augenaufschlag unter wohl geformten Wimpern zählt zu den Sympathie schaffenden Charakteristika des Gesichtes. Da dies hinlänglich bekannt ist, wird mitunter mit künstlichen Wimpern, die angeklebt werden, nachgeholfen. Augenbrauen lassen sich nachzeichnen oder mit Farbtattoos modifzieren. Angebote der Kosmetik, die aus der Medizin stammen, versprechen vermehrtes Wachstum der Wimpern.


Warum werden Prostaglandin-Analoga in Wimpernwuchsmittel eingesetzt?

Ein vermehrtes Wachstum der Wimpern ist ein Nebeneffekt des Einsatzes von Augentropfen, die entzündungshemmende Arzneistoffe (Prostaglandine und Prostaglandin-Analoga) enthalten. Sie werden bei grünem Star (erhöhtem Augenkammerdruck und Offenwinkel-Glaukom) eingesetzt. Während der Therapie des grünen Stars mit Bimatoprost-, Latanoprost- und Travoprost-haltigen Augentropfen traten bei 30-70% der Patienten ein vermehrtes und dichteres Wachstum der Wimpern auf. Allerdings können Nebenwirkungen auftreten wie Rötung der Bindehaut und Juckreiz bei 50%, Pigmentierung in der Augenumgebung und eine bleibende Veränderung in der Farbe der Iris bei 3-10% der Anwender. Seltene Nebenwirkungen sind ein Schwund des Fettgewebes, das den Augapfel umgibt, und damit ein Einsinken des Auges mit Vertiefung der Augenlidfalte.


Der Wirkmechanismus der Prostaglandin-Analoga ist nicht geklärt. Vermutet werden eine verlängerte Wachstumsphase (Anagen-Phase) und dickere Wimpern, die über eine Wirkung am Prostaglandin-Rezeptor in den Haarwurzeln zustande kommt.


In den USA ist Bimatoprost unter dem Namen LatisseTM seit 2008 zur Behandlung von Wimpernverlust als verschreibungspflichtiges Arzneimittel zugelassen, in Europa jedoch nicht. Prostaglandin-Analoga werden aber auch in Kosmetika wie Wimperntusche und in Seren für das Wimpern- und Augenbrauenwachstum eingesetzt.


Diese Präparate werden aufgrund der möglichen Nebenwirkungen aktuell nicht empfohlen. Derzeit erfolgt eine Bewertung durch Experten in einer EU-Kommission zu dieser Stoffgruppe.


Für die im Handel befindlichen Produkte ohne Prostaglandin-Analoga finden sich in der Fachliteratur keine Hinweise auf die Wirksamkeit für das Wimpernwachstum.

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Autor: Prof. Dr. med. Christiane Bayerl, Wiesbaden, im Auftrag der Fachgruppe Dermokosmetik der Gesellschaft für Dermopharmazie e.V.

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Stand: April 2019

 

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